Texte
Motivation (2011)
Schreiben bedeutet immer: sich öffnen.
Denn selbst was erfunden, entspringt einer Welt.
Und ist damit authentisch;
fabuliertes Sinnbild, das Seele darstellt.
Insoweit bedeutet Dichten auch Mut,
getrieben von Selbst- und von Sehnsucht.
Sentimentale Exzentrik versucht,
sich selbst zu verklären. Nun Gut.
Weshalb fabulieren? Wozu Poesie?
Wenn soll´s interessieren, das gleiche Gedicht?
Vielleicht führts zu Fragen. Oder zu Frust.
Ich kann Dir nur sagen: Lies es doch nicht.
text
Poesie
Lass es nie vergehen (3. Strophe)
Wie viele Herbste sind vergangen, deren Wetter uns missfiel?
In denen Wasser wie aus Kannen aus schwarzgrauen Wolken fiel?
Wo´s das Blätterbunt dann schaffte, unsre Traurigkeit zu heilen,
auch, wenn Schmerzen einer Aphthe uns ärgerten bisweilen?
Wie die Freunde der Skatrunde von ihren Zipperlein erzählen,
und zu vorgerückter Stunde auch davon, dass Ängste quälen.
Weil fast jeder einen kennt, den es richtig arg erwischt hat,
der bestrahlt oder dement oder gleich kam unters Rad.
Versteh den Mann im gleichen Zimmer in der Gastroenterologie,
der den kleinsten Hoffnungsschimmer demütig belieh.
Weil er weiß, wie weit man weg ist, wenn man nicht mehr will.
Weil die Krankenschwester blond ist, lustig und auch schrill.
Lass es nie vergehen. Lass es bleiben, lass es stehen.
Lass uns treiben, nicht zerreiben, machen wir uns das Glück zu eigen.
Lass uns übrigbleiben. Wann sie gehen, lass uns flehen,
dass Vergänglichkeit uns schone, Liebe allem innewohne.
Lass uns solches Glück für immer, lass uns dieses Paradies.
Nach- (Neu-) dichtung
Sag jetzt nicht, Du warst bei ner Freundin.
Sag jetzt nicht, Du warst nicht bei ihm.
Sag jetzt nicht, dass ich der, den Du liebst, bin.
Denn das macht kaum noch mehr einen Sinn.
Sag doch einfach, Du hast ihn getroffen.
Und er stand da ganz hilflos nur rum.
Er hat so stark nach Moschus gerochen.
Du gingst mit, ohne zu wissen, warum.
War es die Gier Deines Körpers? War es der Reiz dieser Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hast Du an mich gedacht?
Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem,
nichts sah und lüg dabei nicht.
Warum blickst Du verstohlen zu Boden?
Warum war denn Dein Handy nachts aus?
Hat da ein Andrer ne Andre betrogen?
Oder nahm er nur vor ihr Reißaus?
Kennt der andere nun Deine Stellen:
Deinen Hals, Deine Leiste, die Scham?
Waren es „atmosphärische Wellen“,
die ihn trieben bis in Deinen Arm?
War es die Gier seines Körpers? War es der Reiz dieser Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hat er an sie gedacht?
Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem,
nichts sah und lüg dabei nicht.
Weißt Du noch, als ich Dich damals fragte,
was Du tust, wenn ein andrer Dich will?
Weißt Du noch, dass ich Dir dazu sagte,
wenn Du´s tust, taugt die Liebe nicht viel?
Deine Antwort war, Männer sind Wölfe.
Wölfe jagen bei Tag und bei Nacht;
doch die Liebe macht Dich zu ner Elfe.
Elfen werden vom Mondlicht bewacht.
War es die Gier Deines Körpers? War es der Reiz einer Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hast Du an mich gedacht?
Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem
nichts sah und lüg dabei nicht.