Texte

Motivation (2011)

Schreiben bedeutet immer: sich öffnen.
Denn selbst was erfunden, entspringt einer Welt.
Und ist damit authentisch;
fabuliertes Sinnbild, das Seele darstellt.

Insoweit bedeutet Dichten auch Mut,
getrieben von Selbst- und von Sehnsucht.
Sentimentale Exzentrik versucht,
sich selbst zu verklären. Nun Gut.

Weshalb fabulieren? Wozu Poesie?
Wenn soll´s interessieren, das gleiche Gedicht?
Vielleicht führts zu Fragen. Oder zu Frust.
Ich kann Dir nur sagen: Lies es doch nicht.

text

Poesie

Anhalt-Sachsen (August 2023)

Zu oft verkannt und stellenweis’ von trauriger Gestalt.

Ostdeutsche Provinz, ich weiß… mit reichlich Feld & Wald.

Leerstand gibt es allerorts, weshalb die Mieten günstig.

Die Leute tragen Joggingshorts und sind meist über fünfzig.

Man shoppt im KiK & im Discount. Mehr kann man sich kaum leisten.

So mancher wirkt da missgelaunt, erst recht bei Weitgereisten.

 

So bist Du halt. Hier wurd ich alt, hier in Anhalt-Sachsen.

In Dich verknallt als Lichtgestalt, bin ich in Dir gewachsen.

Doch da so manche durchgeknallt und die vor Hass fast platzen,

empfind ich´s kalt und suche Halt in Dir, mein Anhalt-Sachsen.

 

Windräder stehen überall, die Landschaft ist verspargelt.

Der Mittelstand im freien Fall, derweil die Macht sich adelt.

Der Rotmilan ist fast verschwunden, Tribut der grünen Wende.

Man hört das Bellen von Hofhunden, riecht Schweinemast-Bestände.

Die Dorfstraßen sind leer und trist, die Kneipen machten dicht.

Ein Rentner Deutschlands Flagge hisst, wer dablieb, übt Verzicht.

 

So bist Du halt …

 

Hier haben die Atheisten frei am 6. Januar.

Dreikönigstag ist einerlei, ganz nüchtern, säkular.

Man schwärmt für Roland Kaiser, raucht und trinkt gern Bier.

Schreit sich im Stadion heiser, wenn schon, dann bitte hier.

Man wählt nicht grün und auch nicht gelb, man wählt eher ein Signal.

Man weiß an Unstrut, Saale, Elb: Es bleibt nur Kopf und Zahl.

 

So bist Du halt …

 

Man steht angeblich früher auf und denkt per se modern.

Und Hohn & Spott fühlt man zuhauf, Berlin ist gar nicht fern.

Die Lage gilt als USP, gerad’, wenn Du pendeln musst.

Bislang ist hier kaum Industrie. Kommt Intel, geht manch Frust.

Man hofft hier noch und gab nie auf, an irgendwas zu glauben.

Das Irgendwas ist Ausverkauf, doch Stolz sollt man nicht rauben …

Schön ist es doch (August 2016)

Welche Insel wird Festland, welche Sehnsucht wird Welt?

Welche Hoffnung erfüllt sich, welche Wahrheit entstellt?

Wie lange noch reisen, noch suchen, noch kreisen;

und immer zuerst tun, was wirklich gefällt …

Gibt´s so viel Sünde, treibt so sehr die Lust?

Irre Genusssucht und Geilheit, auch Frust.

Kinder gezeugt und Ehen versprochen,

dem Drang gefrönt und gewusst, dass Du´s musst.

Dann: Bang sein im Leben und Angst vor dem Tod.

Verdrängt und verwischt: Krankheit und Not.

Gottlos ganz heimlich innig gebetet

und dann doch geflüchtet, als totaler Idiot.

Nur manchmal noch Reue, Gewissen und Schuldsein.

Schön war´s dann doch, dachten wir, grad beim Wein.

Grimassen gezogen, gespielt, auch gelogen.

Glücklich gescheitert, glücklich allein.

Welche Insel wird Festland, welche Wahrheit wird Welt?

Welche Hoffnung erfüllt sich, welche Sehnsucht entstellt?

Noch ganz lange reisen und suchen und kreisen;

Schön ist es hier, auf dieser Welt …

Nach- (Neu-) dichtung
Moondance (Van Morrison)
Sag jetzt nicht, Du warst bei ner Freundin.
Sag jetzt nicht, Du warst nicht bei ihm.
Sag jetzt nicht, dass ich der, den Du liebst, bin.
Denn das macht kaum noch mehr einen Sinn.

            Sag doch einfach, Du hast ihn getroffen.
            Und er stand da ganz hilflos nur rum.
            Er hat so stark nach Moschus gerochen.
            Du gingst mit, ohne zu wissen, warum.

War es die Gier Deines Körpers? War es der Reiz dieser Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hast Du an mich gedacht?

Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem,
nichts sah und lüg dabei nicht.

Warum blickst Du verstohlen zu Boden?
Warum war denn Dein Handy nachts aus?
Hat da ein Andrer ne Andre betrogen?
Oder nahm er nur vor ihr Reißaus?

            Kennt der andere nun Deine Stellen:
            Deinen Hals, Deine Leiste, die Scham?
            Waren es „atmosphärische Wellen“,
            die ihn trieben bis in Deinen Arm?

War es die Gier seines Körpers? War es der Reiz dieser Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hat er an sie gedacht?

Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem,
nichts sah und lüg dabei nicht.

Weißt Du noch, als ich Dich damals fragte,
was Du tust, wenn ein andrer Dich will?
Weißt Du noch, dass ich Dir dazu sagte,
wenn Du´s tust, taugt die Liebe nicht viel?

            Deine Antwort war, Männer sind Wölfe.
            Wölfe jagen bei Tag und bei Nacht;
            doch die Liebe macht Dich zu ner Elfe.
            Elfen werden vom Mondlicht bewacht.

War es die Gier Deines Körpers? War es der Reiz einer Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hast Du an mich gedacht?

Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem
nichts sah und lüg dabei nicht.

Lass es nie vergehen (3. Strophe)

Wie viele Herbste sind vergangen, deren Wetter uns missfiel?

In denen Wasser wie aus Kannen aus schwarzgrauen Wolken fiel?

Wo´s das Blätterbunt dann schaffte, unsre Traurigkeit zu heilen,

              auch, wenn Schmerzen einer Aphthe uns ärgerten bisweilen?

Wie die Freunde der Skatrunde von ihren Zipperlein erzählen,

und zu vorgerückter Stunde auch davon, dass Ängste quälen.

Weil fast jeder einen kennt, den es richtig arg erwischt hat,

              der bestrahlt oder dement oder gleich kam unters Rad.

Versteh den Mann im gleichen Zimmer in der Gastroenterologie,

der den kleinsten Hoffnungsschimmer demütig belieh.

Weil er weiß, wie weit man weg ist, wenn man nicht mehr will.

              Weil die Krankenschwester blond ist, lustig und auch schrill.

Lass es nie vergehen. Lass es bleiben, lass es stehen.

Lass uns treiben, nicht zerreiben, machen wir uns das Glück zu eigen.

Lass uns übrigbleiben. Wenn sie gehen, lass uns flehen,

dass Vergänglichkeit uns schone, Liebe allem innewohne.

Lass uns solches Glück für immer, lass uns dieses Paradies.

Nach- (Neu-) dichtung
Moondance (Van Morrison)
Sag jetzt nicht, Du warst bei ner Freundin.
Sag jetzt nicht, Du warst nicht bei ihm.
Sag jetzt nicht, dass ich der, den Du liebst, bin.
Denn das macht kaum noch mehr einen Sinn.

            Sag doch einfach, Du hast ihn getroffen.
            Und er stand da ganz hilflos nur rum.
            Er hat so stark nach Moschus gerochen.
            Du gingst mit, ohne zu wissen, warum.

War es die Gier Deines Körpers? War es der Reiz dieser Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hast Du an mich gedacht?

Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem,
nichts sah und lüg dabei nicht.

Warum blickst Du verstohlen zu Boden?
Warum war denn Dein Handy nachts aus?
Hat da ein Andrer ne Andre betrogen?
Oder nahm er nur vor ihr Reißaus?

            Kennt der andere nun Deine Stellen:
            Deinen Hals, Deine Leiste, die Scham?
            Waren es „atmosphärische Wellen“,
            die ihn trieben bis in Deinen Arm?

War es die Gier seines Körpers? War es der Reiz dieser Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hat er an sie gedacht?

Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem,
nichts sah und lüg dabei nicht.

Weißt Du noch, als ich Dich damals fragte,
was Du tust, wenn ein andrer Dich will?
Weißt Du noch, dass ich Dir dazu sagte,
wenn Du´s tust, taugt die Liebe nicht viel?

            Deine Antwort war, Männer sind Wölfe.
            Wölfe jagen bei Tag und bei Nacht;
            doch die Liebe macht Dich zu ner Elfe.
            Elfen werden vom Mondlicht bewacht.

War es die Gier Deines Körpers? War es der Reiz einer Nacht?
War es die Wollust des Fleisches? Hast Du an mich gedacht?

Komm, sag, dass der Mond nur für uns scheint
und blick mir dabei tief ins Gesicht.
Komm, sag, dass das Mondlicht als Zeuge von allem
nichts sah und lüg dabei nicht.